Jazz unter Sternen

Rezension eines zauberhaften Abends

(erschienen im Onlinemagazin Bremer Zeitkultur, 01.06.2002)

Bremen. Manchmal gibt es so etwas – Musik, die wie ein Soundtrack für das Leben ist, für das Geschehen um einen herum. Und man sitzt da und hört zu und schaut und sucht nach einer Verbindung zwischen den Klängen und den Gefühlen. Woher kommen diese Klänge? Von außen, von innen?

Ungefähr dieses Gefühl hatte ich vor kurzem bei einem Konzert von Peter Apel, dem besten Bremer Jazzgitarristen, und Evelyn Gramel, der genialen Bremer Jazzstimme, im Bremer Planetarium. „Jazz unter Sternen“ war das Motto des Abends, der Mini-Vorführraum des Planetariums mit 35 Plätzen restlos ausverkauft und in der Mitte, dicht gedrängt zwischen Schaltpult und Sternenprojektor, Peter mit seiner Gitarre und Evelyn mit dem Mikro. Und was in den kommenden knapp drei Stunden folgte, war ein Jazz-Genuss vom Feinsten, ein „Club-Konzert“, wie es intimer nicht hätte sein können.

Bekiffter Mond

Zu der fabelhaften Stimme von Evelyn und den virtuosen Griffen von Peter kam eine fantastische „Lightshow“, genauer gesagt eine Sternenshow der Extra-Klasse. Wer jemals in einem Planetarium die Sterne und Galaxien über sich hat hinwegziehen sehen, weiß, welch Gefühl das ist: Ich bin sooo winzig, und das Universum ist sooo groß. Wer hat allerdings schon einmal den Mond wie bekifft abrupt die Fahrt ändern und in Gegenrichtung zur gesamten Rotation des Weltalls rasen sehen, oder Sternschnuppen wie ein Blitzgewitter immer aus der gleichen Ecke schießen? Dem Betrachter wurde fast ein wenig schwindelig bei der Betrachtung des Spektakels – wer braucht da schon aufwändige 3-D-Kino-Filme?

Doch zurück zum Wesentlichen dieses Abends: Der Musik. Die Titel – Fly me to the moon, Stella by starlight, Night and day, Night in Tunesia zum Beispiel – waren Standards und fast vorhersehbar, deshalb aber nicht weniger schön. Denn das waren genau die Songs, die man unter einem solchen Sternenhimmel hören möchte – Romantik pur, fehlte nur noch die Kulisse einer erleuchteten Stadt weit unter einem. Harmonisch ergänzte sich das Bremer Jazz-Duo, das Zusammenspiel in langen Jahren perfektioniert, und dennoch nicht automatisch. Die Freude am Spielen, an der Musik war beiden anzumerken, und ohne die wäre es auch kein so perfekter Abend gewesen. Einzig die kleinen Geschichten, die Evelyn vor allem in der zweiten Hälfte des Programms zu Peters leiser Begleitung vortrug, waren manchmal etwas überflüssig, wenn auch thematisch passend (wer würde nicht in einem Planetarium an den Anhalter durch die Galaxis denken?). Lieber hätte ich aber noch mehr von dem wunderschönen Jazz des Evelyn Gramel / Peter Apel-Duo gehört…

Konzertreihe

Die Jazzkonzerte im Planetarium werden regelmäßig wiederholt. Die genauen Termine sind zu erfahren unter www.planetarium-bremen.de. Dort werden auch andere Konzerte unterm Sternenhimmel, wie Didgeridoo oder elektroakustische Musik , angekündigt. Da aber das Platzangebot mit 35 Sitzen sehr begrenzt ist, muss man sich auf Wartezeiten einstellen. – Die übrigen Konzerttermine vom Apel-Gramel-Duo u.a. findet man auch unter www.jazzhausbremen.de. (bik)

Birgit Köhler

Journalistin
Historikerin
Lyrikerin
Autorin
aus Bremen